Fakten:
- Aufenthalt: 7 Monate
- gefahrene Strecke: 25.000 km Motorrad und 5.000 km PKW
- Reifenverschleiß: etwa 1 1/2 Satz Heidenau K60 Scout
Motorrad Probleme:
- 1 Lampe am Fahrscheinwerfer ersetzt
- leckende Schlauchverbindungen am Zusatztank erneuert
- Spulenrad beider Lichtmaschinen ersetzt
- Überarbeitung beider Vordergabeln (neue Simmerringe und Federn)
- Korrodierte 12V-Steckdosen im Cockpit vorne ersetzt
Equipment Probleme:
- Plastik-Befestigungsschraube des Schildes an beiden Helmen gegen Metallschrauben ersetzt.
- Im Yeti-Schlafsack sind die Daunen nach einer Wäsche massiv gewandert und Kammern am
Rücken waren anschließend leer. Trotz Garantie war mit der Firma auch nach Monaten keine
Einigung zu finden.
- In einer unserer Canon-Fotolinsen haben sich innen Schrauben gelöst. Die Linse ließ sich daher
nicht mehr vollständig aus dem Zoom zurückfahren. Dies konnte jedoch im Fotogeschäft
repariert werden.
- Die verkratzten Touchscreens unserer Garmin zumo 550 haben wir in Seattle durch ebay-Teile
selbst ersetzt. Eine der Halterungsschalen mit den Anschlüssen wurde ebenfalls ersetzt, da
Sprachansage und Musik nicht mehr funktionierten.
- Ein Tankrucksack hat in Kanada einen neuen Reißverschluss erhalten, der andere und eine
Kofferdeckeltasche neue Schlitten.
- Sicherungsband eines Kofferdeckels war ausgerissen und musste ersetzt werden.
Unser Eindruck zu Nordamerika:
Landschaftlich ist Nordamerika eines der abwechslungsreichsten Länder unser bisherigen Reise.
Alaska und Kanada begeisterten uns mit einer unfassbaren Weite des Landes. Beide Länder sind vorwiegend durch Wälder, im Norden auch durch Tundra geprägt. Hier findet man Natur satt! Gewöhnungsbedürftig sind jedoch die Entfernungen und die irgendwann eintretende Monotonie der Landschaft – links Wald und rechts Wald! Dennoch war gerade Alaska eines unserer Highlights.
Anders sind da die Lower 48 – hier kann man binnen eines Fahrtages ein völlig neues Landschaftsbild erreichen. Es ist sehr abwechslungsreich und mit einer sehr guten Infrastruktur einfach zu bereisen.
Motorradtransport:
Wir haben unsere Motorräder von Chile per Schiff nach Vancouver transportiert.
Die Abwicklung lief über Martina und Enzo von der Villa Kunterbunt in Valparaiso.
Daten:
Enzo & Martina Tesser
Avenida Quebrada Verde 192
Playa/Ancha Valparaiso Chile
http://villakunterbuntvalpo.blogspot.com
Wir teilten uns einen 40 ft Container mit anderen Reisenden. Die Abgabe der Motorräder erfolgte in Chile 2 Tage vor Abflug. Die Verladung und Sicherung fand in unserem Beisein statt und verlief unproblematisch. Die Verschiffung lief über Panama, was die Dauer auf ca. 5 Wochen streckte. Die Kosten ab Chile beliefen sich auf 800 US$ je Motorrad.
Die Abholung in Vancouver war etwas komplizierter, da der Container vom Zoll nochmals zu einer weiteren Inspektion ausgewählt wurde. Das verursachte nochmals weitere 400 US$ Kosten für den Container.
Die Zollabwicklung verlief ansonsten unproblematisch, es war keine Registrierung oder Abnahme der Motorräder nötig. Dieses Verfahren unterscheidet sich aber angeblich innerhalb Kanadas von Bundesstaat zu Bundesstaat.
Visum / Grenzübergänge
Die Einreise nach Kanada verlief unerwartet aufwändig. Es wurde ein Interview durchgeführt, welches in unserem Fall noch relativ harmlos ausfiel, bei unseren Mitreisenden allerdings sehr detailliert stattfand. Das kann allerdings damit zusammenhängen, dass wir von Südamerika einreisten. Das Visum wurde aber dennoch auf 6 Monate erteilt.
Für die USA beantragten wir ein B2 Visum in Vancouver/Kanada. Das dafür nötige Interview auf der US-Botschaft war kurz und unproblematisch. Mit diesem Visum erhielten wir bei Einreise in die USA, zunächst Alaska, 6 Monate ohne Probleme. Die Grenzübertritte waren mit dem Visum kein Problem. Gelegentlich wurde die Frage nach Waffen und Drogen gestellt, was in Nordamerika nicht unüblich ist.
Die Menschen
Die Kanadier sind ein unkompliziertes, offenes und sehr gastfreundliches Volk. Es fällt nicht schwer mit ihnen in Kontakt zu kommen und bei allem, das über eine Parkplatzbekanntschaft hinausgeht, gehört man fast schon zur Familie. In der breiten Masse erschien uns das Bildungsniveau der Kanadier vorsichtig ausgedrückt höher als das ihrer Nachbarn. Der Patriotismus ist hier nicht so ausgeprägt wie in den Staaten – trotzdem ist man stolz auf sein Land und wir hörten oft „Welcome to Canada“.
Die oft gehörten Vorurteile, die Amerikaner wären oberflächlich, können wir nicht bestätigen. Wir wurden oft sehr herzlich aufgenommen und spürten ein echtes Interesse an unserer Person. Wenn man von Oberflächlichkeit sprechen kann, dann nur bei den flüchtigen Parkplatzunterhaltungen.
Wir empfanden die Amerikaner als extrem offen und kommunikationsfreudig, wir wurden immer freundlich empfangen. Nicht selten hörten wir “Welcome to the United States and enjoy your stay!”. Wenn wir Hilfe oder Unterstützung benötigten, war diese immer schnell gefunden und wurde uns oft auch schon unterwegs angeboten.
Das Vorurteil, dass man hier nur ungern und selten über den Tellerrand Nordamerikas hinausschaut trifft nur teilweise zu. Sicherlich haben wir Menschen getroffen, die nicht wussten wo Deutschland liegt, oder der Meinung waren es gäbe eine Landverbindung zwischen Deutschland und Amerika. Auch wurden uns hohe Berge als die höchsten der Welt angepriesen, aber wir trafen auch viele gut informierte Menschen.
Der weit verbreitete Patriotismus war uns etwas fremd. Das ist ja aber, wenn man aus Deutschland kommt, nicht verwunderlich. Der ausgeprägte Nationalstolz ist hier an allen Ecken und Enden zu spüren.
Die Landschaft und die Natur
Die Landschaft ist insbesondere in den Lower 48 sehr abwechslungsreich. Alaska und Kanada erscheinen dabei schon etwas eintöniger, aber nicht minder beeindruckend. Auch hier (wie in fast jedem bislang bereisten Land) nimmt die Natur sehr viel mehr Raum ein als man es aus Europa kennt. Scheinbar unberührte Landschaften finden sich einfach und oft.
Auch das Tierleben ist deutlich vielfältiger und ursprünglicher als man dies in Europa kennt. Man merkt, dass die Tierwelt hier deutlich mehr Lebensraum zur Verfügung hat.
Angenehm überrascht waren wir von einem merklichen Wandel im Bereich des Umweltbewusstseins. Hybrid, oder gar Elektro-Mobilität war für uns noch nie so gegenwärtig wie hier, auch wenn noch sehr viele Spritschleudern unterwegs sind ist ein Umdenken spürbar. Das gilt auch für Themen wie Mülltrennung und –Vermeidung.
Unsere Highlights:
- Alaska, Landschaft und Menschen (Kenai-Halbinsel, Denali Highway
- Banff Nationalpark (Alberta/Kanada) Bilderbuch-Landschaften
- Glacier Nationalpark (Montana) Kurvenspass und tolle Aussichten auf der Going-
to-the –Sun-Road
- Utah (besonders Moab, Canyonlands Nationalpark und Arches Nationalpark)
- Grand Canyon (Arizona) gigantische Dimensionen
- Sequoia National Forest /Park (Californien) Kurven satt!
- Californien Highway No. 1 – Ausblicke und Kurven
- Antelope Canyon (Page/Arizona), beeindruckender Slot-Canyon
Unsere Downlights:
- Monument Valley (Abzocke und vermüllt)
Werkstätten und Ersatzteile:
Markenwerkstätten sind in Alaska und Kanada eher dünn gesät, was aber sicherlich auch mit den Dimensionen und der Bevölkerungsdichte des Landes zu tun hat. Die Werkstätten haben die gängigen Teile meist auf Lager. Dies geht aber kaum über die für einen Service benötigten Teile hinaus – alles andere muss bestellt werden, was je nach Lage auch mal 2 Wochen dauern kann.
In den Lower 48 stellt sich das eigentlich nicht anders dar. Die Werkstattdichte ist etwas höher, die Teileversorgung allerdings nicht zwingend besser. Auch hier werden die meisten Teile die nicht im Zuge eines normalen Service benötigt werden bestellt.
Die Qualität der Arbeiten ist sehr unterschiedlich. Es ist nicht ungewöhnlich, dass nur angelernte Kräfte in der Werkstatt beschäftigt werden. Fachwissen sollte man hier nicht immer erwarten. Wir erlebten einen Mechaniker, der zwar einen Reifen per Maschine auswuchten konnte, aber keine Ahnung hatte was eine Unwucht eigentlich bedeutet.... Arbeiten werden auch gerne einmal etwas “grobschlächtiger” ausgeführt.
Unterkunft / Camping:
Kanada ist bei diesem Thema sehr teuer, bietet dafür allerdings auch bessere Standards als dies in den USA der Fall ist.
In Kanada werden für Motels und Hotels im günstigsten Fall (eher selten) ab 50 $ fällig, gängiger sind eher 100 $.
Campingplätze gibt es als privat betriebene mit Preisen ab 25 $ bis zu 40 $. In Nationalparks zahlt man ab 20 $ aufwärts. Dort beschränkt sich das Angebot aber meist auf Plumpsklos. Im Norden des Landes bietet sich allerdings auch öfter die Option zum wild Campen, wobei man dem Thema der Bären jeweils natürlich besondere Beachtung schenken sollte.
In den USA liegen die Preise deutlich günstiger. Für Hotel/Motel werden je Nacht ab 50 $ aufwärts fällig, unter 100 $ ist aber immer etwas zu finden. Campingplätze sind ab 15 $ zu bekommen, die Ausstattung ist dann allerdings auch einfach. Gute Plätze sind für 30 $ zu bekommen. In State- und Nationalparks liegen die Preise zwischen 5 und 18 $.
Wild Campen ist auch in den USA möglich, wird in den stärker bevölkerten Landstrichen teilweise aber schwierig. In dünn besiedelten Teilen des Landes finden sich aber zahlreiche wunderschöne Plätze.
Zum Thema wild Campen vielleicht noch eine Anmerkung. Bei der Auswahl des Platzes kann man verschieden Kriterien ansetzen. Wir respektieren Privatgrund und schleichen uns nicht durch irgendwelche Gatter oder Tore. Sollte man dabei schmerzfreier sein, werden die Möglichkeiten natürlich deutlich größer.
Sicherheit:
Nordamerika ist ein sehr sicheres Reiseland.
Lediglich in Großstädten sollte man aufpassen in welchem Viertel man sich herumtreibt, dass ist aber überall auf der Welt so.
In Sachen Diebstahl haben wir uns in Kanada uns Alaska die geringsten Sorgen gemacht, wir konnten unser aufgepackten Motorräder auch mal unbeaufsichtigt abstellen.
In den Lower 48 sollte man seinen Kram aber besser im Auge behalten, Langfinger sind hier durchaus unterwegs – wir hatten am helllichten Tag den Verlust einer Kofferdeckeltasche zu beklagen!
Verkehr:
Der Verkehr in Nordamerika ist sehr entspannt. Breite gerade Highways sind die Regel und der Fahrstil meist recht rücksichtsvoll und umsichtig. Lediglich in Ballungsgebieten wird etwas aggressiver und rücksichtsloser gefahren, was aber für Deutschland erprobte Fahrer kein Problem darstellt.
Man sollte ein Auge auf Miet-Wohnmobile haben, da die Fahrer des Öfteren mit den Dimensionen Ihres Fahrzeuges überfordert sind. Auf Parkplätzen und in Kurven kommen sie einem gerne in die Quere.
Eine Besonderheit ist, dass man als Rechtsabbieger an einer roten Ampel vorsichtig in die Kreuzung fahren und bei freier Spur abbiegen darf. Dies gilt in Kanada und den USA.
Das war für uns etwas verwirrend, denn gerade in den Lower 48 ändern sich einige Verkehrsregeln von Staat zu Staat. Selbst Amerikaner blicken da nicht immer durch. Wir haben uns daher nach einer gewissen Zeit keine Gedanken mehr gemacht und sind einfach gefahren...
Für Motorradfahrer interessant ist das Thema Helmpflicht. Nicht alle US-Staaten haben diese Pflicht, lediglich ein Augenschutz (eine möglichst coole Sonnenbrille) ist überall vorgeschrieben. Wir sind aber selbst in Montana und Idaho nie ohne Helm unterwegs gewesen. Das ist eher etwas für die Harley-Davidson Fraktion.
Während unseres gesamten Aufenthaltes hatten wir keine einzige Polizeikontrolle. Geschwindigkeitskontrollen haben wir jedoch einige passiert.
Versicherung:
Wir haben unsere Motorradhaftpflichtversicherung für die USA und Kanada über Motorcycle Express abgeschlossen. Der Email-Kontakt mit Gail war immer sehr schnell und konstruktiv und so hatten wir schnell unsere selbst ausdruckbaren Policen im Email-Postfach. Die Kosten für 6 Monate beliefen sich auf 320 $ pro Motorrad. Kontrolliert wurde diese Versicherung jedoch kein einziges Mal.
GPS:
Wir waren mit einer original Garmin Karte Nordamerika (Stand 2011) unterwegs. Wir konnten die Karte kostenfrei nutzen, worüber wir im nachhinein auch sehr froh waren. Denn wir hätten uns ziemlich geärgert, wenn wir dafür Geld gezahlt hätten.
Die POI’s waren relativ zuverlässig, allerdings nicht wirklich umfangreich. Das Straßennetz war nicht wirklich aktuell und insbesondere die Navigation in Großstädten eher bescheiden.
Wir hatten auf unseren GPS Geräten parallel noch die OSM Karte für den Westen der Lower 48 installiert, womit wir in vielen Bereich auch nicht schlechter unterwegs waren.
Maut:
Maut fällt in Kanada und USA nur auf wenigen Straßen in und um Großstädte an. Diese Stellen lassen sich jedoch einfach umfahren, wenn man denn will. Mit einem Motorrad aus Übersee, welches auch nicht registriert ist, haben wir uns dazu keine Gedanken gemacht.
Kommunikation:
Auch in Nordamerika kann man problemlos eine Prepaid Sim-Karte kaufen. Wir haben jedoch keinen Anbieter gefunden, der Kanada und die USA abdeckt – es würden in jedem Fall Roaming Gebühren anfallen. Mann muss ich also je Land eine Sim-Karte besorgen, vorausgesetzt man beabsichtigt auch davon Gebrauch zu machen.
Die Netzabdeckung ist in den Lower 48 recht gut, in Kanada und Alaska verlässt man schon wenige Kilometer außerhalb von Städten auch das Mobilfunknetz. Ballungsgebiete bilden hier natürlich die Ausnahme.
Internet gibt es auch hier in einer Mobilfunk-Variante, ist jedoch verhältnismäßig teuer. Wir haben uns daher auf Wifi (WLAN)Angebote unterwegs verlassen.
Diese findet man auch recht problemlos, allerdings sind Geschwindigkeit und Stabilität nicht immer vom Besten. Campingplatze und einfache Motels bieten diesen Dienst meist an, jedoch nicht immer gratis.
Die großen Ketten wie Mc Donalds, Subway und Starbucks sowie Safeway Supermärkte sind hier die verlässlichste Anlaufstellen. Dort ist kostenloses Wifi in der Regel vorhanden und auch die Geschwindigkeit ist recht brauchbar.
Kosten allgemein:
Kanadaist das teuerste Land Nordamerikas, das Preisniveau liegt deutlich über dem der USA und auch über dem Deutschlands. Das bezieht sich sowohl auf Lebensmittel, als auch auf Unterkünfte. Der Benzinpreis in Kanada liegt bei etwa 1,20 Euro und ist somit teurer als in den USA.
Alaskagehört zwar auch zu den USA, liegt preislich aber dennoch leicht über dem Niveau der Lower 48.
Die USA sind preislich etwa mit Deutschland vergleichbar. Eine Ausnahme ist hier jedoch das Benzin, das deutlich günstiger als in Deutschland ist. Bei 4-4,5$ pro Gallone Super (jedoch nur 91 Oktan) sind dies umgerechnet zwischen 80 Euro Cent und 1 Euro je Liter. Da macht das Tanken wieder Spaß. Lebensmittel und Unterkünfte sind mit dem deutschen Preisniveau vergleichbar.
Diese Einschätzung ist natürlich vom aktuellen Wechselkurs abhängig - während unserem Aufenthalt lag der bei ca. 1,30 Dollar je Euro.
Besonderheiten:
In vielen Teilen Nordamerikas sind insbesondere beim (wild) Campen verschiedene Verhaltensregeln zu beachten. Das Tierleben ist vielfältig und nicht immer ganz harmlos. Im Süden sind es Spinnen, Schlangen, Skorpione und Ameisen vor denen man sein Innenzelt, Helm und Stiefel schützen sollte.
Im Norden sind es die Bären vor denen man sich selbst im Zelt schützen sollte. Aber das ist mit einigen einfachen Regeln kein Problem.
Waschbären finden sich auch in einigen Gebieten und können ziemlich lästig werden, wenn sie im Zelt essbares wittern...
Die Benzinversorgung ist in kein echtes Problem. Es finden sich mindestens alle 300 km eine Tankstelle. Lediglich wer mal weit abseits der Touristenpfade unterwegs sein will sollte eine etwas höhere Reichweite haben. Aber auch da reichen 400 km Reichweite meist aus.
Das Tanken ist als Barzahler etwas nervig in Nordamerika: Zuerst muss man Bargeld drinnen hinterlegen, dann tanken und sich dann das Wechselgeld zurückholen. Wer mit Kreditkarte zahlt, kann alles in einem Rutsch direkt an der Zapfsäule erledigen.
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