Kati: Endlich wieder unterwegs. So schön es auch in Las Vegas war, umso besser tut es endlich wieder auf Entdeckungsreise zu gehen. Unser erster Stopp gilt dem legendären Death Valley. Danach geht es auf zur Sierra Nevada, wo der Sequoia Nationalpark mit beeindruckenden Baumriesen lockt. Doch der Weg dahin ist noch viel besser – Kurve an Kurve. Begeisterung macht sich breit. Und dann wäre da ja auch noch der Yosemite Nationalpark, der uns ebenfalls mit seiner faszinierenden Landschaft in seinen Bann gezogen hat. Californien ist eben Abwechslung pur.
Zum Death Valley Nationalpark ist es von Las Vegas wirklich nur ein Katzensprung. Bei Temperaturen knapp unter 30 Grad sind wir nicht böse über eine entspannte Halbtagesetappe, die uns auch Zeit für ein paar Abstecher zu Aussichtspunkten lässt. Obwohl dies die einzige Jahreszeit ist das Death Valley bei annehmbarem Klima zu bereisen, ist relativ wenig los. Das soll uns natürlich recht sein. Am Furnace Creek schlagen wir unser Zelt auf und verbringen die erste Nacht unserer Reise unterhalb des Meeresspiegels.
Doch am nächsten Tag ist es Zeit wieder aufzutauchen und schwupps sind wir wieder auf Meeresniveau. Dieses „Tal des Todes“ hält noch heute den Temperaturrekord: am 13. Juli 1913 wurden hier stattliche 57 Grad Celsius gemessen. Kaum vorstellbar für uns – wir sind ja schon bei 43 Grad in Australien den Hitzetod gestorben... Die fehlende Vegetation geht hier auf nur ca. 5 cm Regen pro Jahr zurück, doch in manchen Jahren regnet es keinen einzigen Tropfen. Die Landschaft ist trotzdem abwechslungsreich: Krater, Lavafelder, Steinwüste und Sanddünen kann man hier in nur einem Fahrtag erkunden.
Abstecher vom Asphalt sind hier ebenfalls einige möglich. Allerdings sollte man sich im Visitor Center über Zustand und Sperrungen informieren. Wir haben das Glück an einen Motorrad fahrenden Ranger zu geraten, der Streckeneinschätzungen und Machbarkeit sicher anders einschätzt als jemand der nicht fährt oder Motorrad immer mit Harley gleich setzt. Wir schmunzeln noch kurz als vor uns ein Jeep am Schild stoppt, dass man ab hier nur noch mit einem Allradfahrzeug mit hoher Bodenfreiheit weiter sollte. Wer, wenn nicht ein Jeep sollte hier durchkommen? Wir haben allenfalls mit dem teilweise sehr tiefen losen Schotter zu kämpfen, der uns ordentlich schlingern lässt. Doch alles geht gut und Fahrer und Motorrad bleiben senkrecht.
Als wir den Nationalpark am Nachmittag wieder verlassen wollen, fällt uns ein kleiner kostenloser Campspot auf, der wirklich nur Zelten vorbehalten ist. Die Aussicht auf das Tal ist grandios und wir müssen nicht lange überlegen. Schnell ist das Zelt aufgeschlagen und trotz der Wärme gönnen wir uns einen Kaffee. Das Solarpanel bekommt hier ordentlich Input und lädt die Kameraakkus auf während wir unseren Kaffee vor der genialen Kulisse schlürfen. Wir tauschen mit unserem amerikanischen Traveller-Nachbarn noch ein paar Reisetipps aus und im Nu verabschiedet sich die Sonne schon hinter den Bergen.
Man merkt auch hier, dass der Winter naht. Doch uns machen nicht die Temperaturen zu schaffen, sondern das frühzeitige Tagesende. Um 18 Uhr sagt die Sonne in der Regel auf Wiedersehen und eine halbe Stunde später ist es schon zappenduster. Das schränkt uns bei der Suche nach einem Schlafplatz samt Zeltaufbau und Abendessen schon so manches Mal ein. Aber heute können wir den Sonnenuntergang in vollen Zügen genießen. Keine halbe Stunde später erscheint der Vollmond am Himmel und taucht alles in ein sanftes Licht. Dies sind die Momente, in denen wir unsere Reise immer so richtig zu schätzen wissen – wir haben schon ein verdammt geniales Leben im Moment!
Doch dann sagen wir dem Death Valley endgültig auf Wiedersehen. Über eine nicht enden wollende Distanz geht es rauf in die Berge. Die Verbrauchsanzeige der Motorräder möchten wir dabei gar nicht ansehen, schraubt sie sich doch auf bis zu 8 Liter rauf. Eigentlich sind wir immer um die 4 Liter unterwegs und hoffen auf die nächste Etappe bergab. Die Landschaft wird langsam aber sicher wieder abwechslungsreicher und auch Bäume und sonstige Pflanzen lockern die braun-gelbe Landschaft wieder mit grünen Farbklecksen auf. In der Idylle des Kern River schlagen wir im Sequoia National Forest unser Zelt für die nächste Nacht auf.
Am Morgen unserer Abfahrt zeigt der Bordcomputer schon 13 Grad an – wunderbar. Wir genießen die kurvige Strecke am Fluss entlang und sehen mehr als eine Stunde lang kein anderes Fahrzeug. Doch während wir wieder beginnen uns die Berge hinauf zu schrauben, befinden sich die Temperaturen im freien Fall. Mit jeder Minute verlieren wir ein halbes Grad. Bei 4 Grad ist dann Stopp – doch nur für kurze Zeit. Eine weitere Kurve, noch ein paar Höhenmeter und der Tiefflug geht weiter und endet erst bei -2 Grad. Darauf sind wir klamottentechnisch natürlich nicht eingerichtet und die Griffheizung ist nicht mehr als ein lauwarmes Stück Gummi in unseren Händen. Wir bibbern ordentlich und die Fingerkuppen beginnen zu schmerzen. Eine ewig erscheinende halbe Stunde später hat uns dann endlich die Sonne wieder und wir können wieder auftauen.
Doch egal wie popokalt es hier auch ist – die Landschaft und Strecke entschädigen. Kurve an Kurve bringt uns durch eine Waldlandschaft, die uns an Canada erinnert. Da wir am Morgen ohne Frühstück los sind, fällt es nicht schwer einen Platz mit toller Aussicht für einen frisch gebrühten Kaffee mit Nutellabrot zu finden. Wir sitzen direkt neben der Straße und genießen die Aussicht ins Tal. Um uns herum herrscht Totenstille – weiterhin sehen wir kein einziges Fahrzeug während unserer ausgedehnten Pause. Frisch gestärkt und von der Sonne aufgetaut machen wir uns also wieder auf den Weg – schließlich wartet schon der nächste Nationalpark auf uns.
Im Anflug auf den Sequoia Nationalpark entdecken wir in einem kleinen Ort einen Coffee Shop, der mit gratis Internet wirbt. Nach drei Tagen käme uns das mal wieder gelegen. Also zögern wir nicht lange und gönnen uns einen weiteren Kaffee samt Zugangspasswort für das Netzwerk. Wir checken auf die Schnelle die Wetteraussichten und ob überhaupt noch Campingplätze im Nationalpark geöffnet sind. Zwischendrin stehen wir den anderen Gästen natürlich wieder gerne für die Standard-Fragen nach dem woher und wohin Rede und Antwort.
Im Sequoia Nationalpark kommt man den imposanten Baumriesen besonders nah. Die massigen Stämme warten mit allerlei Superlativen auf. Auf diversen Loops und Abstechern liegt dann auch schon mal einer der Bäume quer über die Straße. Kurzerhand wurde ein Tunnel in den Baum gesägt und so kann man quasi mittendurch fahren. Im dichten Wald stechen die Bäume übrigens ganz einfach aus der Masse der Kollegen raus: ihre Stämme sind zimtfarben und leuchten regelrecht.
Zum General Sherman Tree ist dann allerdings ein Fußmarsch notwendig. Der Weg geht über zahllose Treppen in den Wald hinab. Dann kann man auch schon den ersten Blick auf den Giganten werfen. Wie ein Monument steht er mitten im Wald. Auf der Aussichtsplattform verdeutlicht eine gepflasterte Fläche am Boden eindrucksvoll die Grundfläche des Baums, der immerhin einen Umfang von 33 Metern hat. Er ist der größte Baum der Welt, wobei sich das in diesem Fall auf das Volumen seines Stammes bezieht – es gibt ansonsten höhere, dickere oder ältere Bäume. Aber der General Sherman Tree bringt es schon auf imposante 2.200 Jahre. Als unsere Zeitrechnung begann, war dieser Baum schon fast stolze 200 Jahre alt!
Wir halten uns länger im Park auf als gedacht und es dämmert schon, als wir uns auf die Suche nach einem Platz für die Nacht machen. Wir haben den Lake Millerton ausgesucht, wo sich hoffentlich irgendwo ein stilles Eckchen für unser Zelt finden lässt. Doch leider ist die Gegend um den See California State Park und als wir am Eingang stoppen kommt gleich ein Ranger in Begleitung eines Sherrifs angefahren. Die beiden schicken uns zum anderen Seeufer, wo es einen offiziellen Campingplatz gibt. Das war zwar anders geplant, aber angesichts der tief stehenden Sonne bleibt uns heute wohl nichts anderes übrig. Als wir den Platz in einer malerischen Bucht des Sees erreichen, werden wir am Eingang schon vom „Host“ erwartet, den die Ranger informiert haben, dass noch zwei Traveller kommen. Der Platz ist unverschämt teuer und im Stundentakt fahren die Ranger durch die Gegend und suchen die bereits geschlossenen Teile des Camps mit Suchscheinwerfern ab. Verstecken wäre hier wohl zwecklos gewesen und der Großteil der hohen Campinggebühr geht wohl für die Patrouillenfahrten der Ranger drauf...
Nachdem wir am Abend noch bei angenehmen Temperaturen lange vor unserem Zelt saßen und den im Mondlicht schimmernden See beobachtet haben, verbringen wir eine entspannte Nacht. Es ist wirklich totenstill hier draußen. Als wir am Morgen zusammenpacken besucht uns diese haarige Freundin. Ich als bekannte Spinnenliebhaberin halte da lieber etwas mehr Abstand. Die Tarantel erinnert uns aber auch wieder nachdrücklich daran, dass es wieder an der Zeit ist das Innenzelt verschlossen zu halten und Stiefel und Helme vernünftig zu verpacken oder am Morgen intensiv zu checken. Im Land der Klapperschlangen und Spinnen weiß man ja nie. Unser Campnachbar im Death Valley wurde erst vor kurzem von einer schwarzen Witwe gebissen – nach so was steht uns ja gar nicht der Sinn...
Im Yosemite Nationalpark ist nicht mehr viel los und bis auf zwei Campingplätze ist auch schon jede andere Campingmöglichkeit geschlossen. Auf den ersten Blick sind wir etwas enttäuscht als wir von Süden in den Park fahren. In der Mariposa Grove kann man Sequoia Bäume sehen, doch das hatten wir in den vergangenen Tagen ja schon sehr eindrucksvoll. Dann führt eine schöne kurvige Straße durch die Wälder. Auch das ist schön, aber keine Steigerung zu dem was wir bisher gesehen haben. Dann erreichen wir das Valley. Die Aussicht vom Parkplatz hinter einem in den Fels geschlagenen Tunnel ist super. Doch ein Reisebus voll mit deutschen Touristen lässt unseren Stopp kürzer als geplant ausfallen. Ein älterer Herr spricht uns gleich an und wir unterhalten uns nett. Der Rest starrt und gafft aus der Entfernung und rennt schnell für ein Foto zu den Motorrädern als wir selbst weit genug weg sind, um die Aussicht zu genießen. Es gibt Tage, an denen wir dieses immer wiederkehrende Schauspiel belächeln können – doch an diesem Tag nervt es uns einfach nur.
Im Valley angekommen erwartet uns wieder eine Herbstlandschaft wie aus dem Bilderbuch. Nachdem wir am Morgen bei nur 1 Grad gefrühstückt haben, klettert das Thermometer immerhin wieder auf 10 Grad. Trotz allem hält sich unsere Motivation auf einen weiteren Abend und Morgen in der Kälte in Grenzen und so beschränkt sich unser Besuch im Valley auf eine kurze Rundtour. Das Visitor Center kann man leider nur zu Fuss oder per Shuttle Bus erreichen und sämtliche Toiletten an Parkplätzen und Co. ziert bereits das Schild „closed for the season“. Wir sind einfach zu spät dran, aber es ist schwer immer überall zur richtigen Zeit zu sein.
So verabschieden wir uns vorerst von den Nationalparks und halten Kurs auf die Küste. Wir sind nach wie vor unschlüssig, ob wir in eine Millionenstadt wie San Francisco fahren sollen, aber es steht noch ein Pflichttermin an: ein Arztbesuch. Bevor es nach Mittelamerika weiter geht, sollen ein paar Beschwerden abgeklärt werden, denn auch das ist Teil einer Reise. So suchen wir uns die Stadt Modesto auf halbem Weg raus, um einen Blick hinter die Kulissen des amerikanischen Gesundheitssystems zu werfen. Es ist etwas zermürbend. Für eine Untersuchung, die in Deutschland einen Termin bei einem Facharzt bedeutet hätte, sind drei Termine bei zwei verschiedenen Institutionen notwendig. Die Preispolitik ist dabei der echte Schocker: eine Ultraschalluntersuchung kostet bei Abrechnung über die Versicherung $560. Da wir aber selbst zahlen, bekommen wir einen Rabatt und zahlen „nur“ $240 – das sind nur 42% vom Originalpreis! Kein Wunder, dass die Versicherungen hier für viele nicht erschwinglich sind! Nach ein paar Tagen Warterei auf die Untersuchungsergebnisse kommt endlich die Entwarnung – wir können unsere Reise fortsetzen. Auf an die Küste!
Momo (Donnerstag, 08 November 2012 04:55)
vielen Dank für die Einblicke in eure tollen Lebensereignisse, gruss aus der Pfalz
Momo
kecki (Donnerstag, 08 November 2012 07:09)
wunderschöne bilder und so ein frühstück hätte ich auch gern mal...danke für diesen tollen bericht bitte mehr davon....
Katja (Donnerstag, 08 November 2012 08:17)
Guten Morgen aus Deutschland!
Vielen Dank für die tolle Lektüre am Morgen...da schmeckt der Kaffee gleich noch besser :-)
VG
Katja & Nini
Traudl & Ludwig (Freitag, 16 November 2012 10:54)
Wir freuen uns ueber euren neuen reisebericht, was wieder sehr gut war. Wir wuenschen euch noch weitere schoene weltweite Endeckungen.
Cheerio von uns zwei.
harald (Sonntag, 18 November 2012 00:28)
awesome