Kati: Der Tag wollte wegen der extremen Zeitverschiebung kein Ende nehmen. Unser Biorhythmus hat vermeldet, dass wir nachts um halb vier in Santiago angekommen sind. Mit unseren Taschen auf dem Koffertrolley vom Flughafen sind wir dann gefühlte 5 km zum Cargobereich gelaufen, wofür wir einige verwunderte Blicke bekommen haben. Nach einigen Anläufen haben wir dann auch das richtige Büro gefunden. Mit Händen und Füßen haben wir den Papierkram mit den nicht englisch sprechenden Zoll- und Cargomenschen erledigt, die so ihren Spaß mit uns hatten. Doch dann hat der freundliche Lagerarbeiter endlich Maja & Willi vor unsere Füße gefahren und alle Müdigkeit war vergessen.
Mit tatkräftiger Unterstützung waren die beiden schnell von der Folie und den Spannriemen befreit und die Batterien wurden wieder angeklemmt. Mit einem Zwischenstopp an der Tankstelle haben wir uns auf den direkten Weg nach Valparaiso zur Villa Kunterbunt gemacht. Martina begrüßt uns mit einem Kaffee und wir würden uns nur zu gern direkt in die Kiste hauen. Aber jetzt nur nicht schwächeln. Es gilt auch noch etwas zum Frühstück zu organisieren – also machen wir uns auf den Weg zum Einkaufen. Genialerweise natürlich ohne Wörterbuch. Supermarkt ist hier auch nicht – eher Tante Emma Laden. Alles steht hinter den freundlichen Menschen, die uns am Tresen begrüßen. Brot ist schnell organisiert, aber Marmelade zunächst nicht auffindbar. Im dritten Laden habe ich dann mit den paar Brocken Englisch des Verkäufers und Händen und Füßen endlich Erfolg. Mermelada – na da hätte man ja auch drauf kommen können! Totmüde fallen wir am Abend ins Bett.
Durchschlafen war aber leider nicht wegen dem Jetlag. Stundenlang lagen wir wach in der Nacht und schlafen dafür bis Mittag. Wir quälen uns immer noch k.o. aus dem Bett und machen uns auf zu einer Erkundungstour nach Downtown. Mit einem der Holzaufzüge fahren wir hinunter vom Berg und laufen zum großen Jumbo-Supermarkt, um unsere Lebensmittelvorräte wieder aufzustocken. Wir trauen unseren Augen kaum, als wir die vielen deutschen Produkte entdecken: Milka-Schoki, deutsches Brot und das geliebte Tannenzäpfle aus der Heimat sichern uns einen genussvollen Abend in der Villa.
Am Sonntag bekommen wir mit Bernd aus dem Frankenland auch Gesellschaft. Wir gehen zu dritt zum Einkaufen und unterstützen uns gegenseitig mit den nahezu nicht vorhandenen Spanisch-Kenntnissen. Aber wir erreichen unser Ziel und am Abend liegen Fleisch und Gemüse auf dem Grill, was wir uns mit chilenischem Rotwein schmecken lassen. Gegenseitige Routenplanungen und Geschichten bereits absolvierter Reisen lassen uns lange draußen sitzen, bevor alle wieder müde in ihre Bettchen fallen.
Wir chillen und der Tag vergeht wie im Flug. Dann kommen weitere abenteuerlustige Motorradfahrer – dieses Mal aus der schönen Schweiz. Für den Abend gilt dann: Neuer Tag, gleicher Grill, mehr Esser. Es wird immer geselliger in der Villa und es ist schön, sich mit Gleichgesinnten austauschen zu können. Jeden Tag ziehen mehr Leute zum Einkaufen los und der Wein-Verkäufer begrüßt uns schon mit einem netten Lächeln. Auch der Metzger weiß mittlerweile was wir wollen. Beim abendlichen Asado wird viel Benzin gequatscht, nebenher spanisch gelernt und es werden Routen verfeinert, umgeworfen und neu geplant.
Dank Martinas gut ausgestatteter Küche und nach 11 Monaten Abstinenz gibt es am nächsten Tag ein kulinarisches Hightlight für uns: Spätzle – oder besser gesagt Kässpätzle. Also ab zum Einkaufen und mal eben 24 Eier und 1,5 kg Mehl von Hand zu Teig verarbeiten, was Dank Hilfe von Heidi und Bernd gut und schnell gelingt. Dann verziehen Jens und ich uns in die kleine Küche und kochen für 9 Leute. Und nach einem so langwierigen Entzug schmecken die Kässpätzle gleich dreimal so gut. Was für ein Abend. Wir sitzen noch bis nachts um halb eins draußen und quatschen, während der Magen mit dem leckeren schwäbischen Essen zu tun hat.
Morgen werden wir uns hier verabschieden. So schön und lustig es auch ist - es kribbelt in den Fingern und wir wollen endlich los. Wir wollen beginnen Südamerika auf zwei Rädern zu
entdecken. Auch wenn vieles noch ungewohnt für uns ist. Ein neues Land wirft immer die gleichen Fragen auf: wo kann ich sicher mein Zelt aufschlagen, wo und was kaufe ich unterwegs ein, wie
oft kommen Tankstellen, welche Entfernungen pro Tag sind realistisch?
Aber wir freuen uns darauf und sagen: bis demnächst irgendwo aus Chile oder Argentinien…
Bernd (Freitag, 18 November 2011 00:05)
Auf meiner Spätzle Skala bekommt Ihr fünf von fünf Eier für die leckeren Spätzle. Da bekommt man bei manchen Schwaben in der Heimat nicht so gutes "Futter". Grüße aus Argentinien und gute FAHRT!
Holger (Freitag, 18 November 2011 03:34)
Die Bierauswahl im Supermarkt ist beeindruckend. Zwei Sorten dunkles Hefe kann ich ausmachen....schickt mal was rueber.....=)
Weiterhin viel Spass!
Ludwig (Freitag, 18 November 2011 08:45)
Spaetzle u. Wein, wer moechte da nicht gerne in Chile sein.
Erfreut euch des Lebens u. macht das Beste daraus. Ludwig
Alex Mayer (Freitag, 18 November 2011 14:20)
Tannenzäpfle in Chile! Und mit Spätzle hats au klappt! Na dann kann ja auf dem restlichen Weg nix mehr groß passieren ;-)
Grüßle aus Gosheim > nach 5 Tage Wellnesshotel :-)
Ludwig (Sonntag, 20 November 2011 23:35)
hallo ihr zwei - ihr habt ja schoenes wetter, wildromantische gegend, auch genug treibstoff fuer die fahrer wie wir sehe, aber der reifenverschleiss muss gross sein auf den ungeteerten strassen.
Rob The Fixer, Gang of 6 & Wild Geese (Montag, 21 November 2011 04:35)
Sad to say but my Fixing skills do not extend to Chile of Sth America for that :-) Sounds like you have some good support there already & we know that you will both do well. Pics of the place indicate good weather as most places in the southern hemisphere have this time of year. Back here in Oz it is warming up ++. We have just come back from Snowy Mountains & Tasmania :-( miss it already and after travelling some of those great roads, we thought of you both travelling them not so long ago. Very happy to see you are safe & well (although tired) & sure you will revel in the new leg of your great journey. Take Great Care as you go, Big Hugs & Best Wishes from Us All.