Jens: Die Südinsel soll ja die schönste der neuseeländischen Inseln sein, sogar die Kiwis selbst sind davon überzeugt. „It’s like a total different country“ – haben wir ständig gehört. Es war also an der Zeit, dass wir uns davon selbst überzeugen konnten. Ab Wellington legen zwei Fährgesellschaften zu der rund 3 stündigen Überfahrt ab. Also auf nach Wellington und bei der Gelegenheit noch einen kurzen Blick auf das Städtchen geworfen.
Da die Fähre schon früh morgens ablegt haben wir ein Hotelzimmer mitten in der Stadt und nahe des Hafens gebucht. Wir waren bereits am frühen Nachmittag in Wellington und haben die Gelegenheit genutzt uns in Wellington noch etwas umzuschauen. Es gibt hier eine gute Möglichkeit sich einen Überblick zu verschaffen. Mit der Zahnradbahn geht es rauf zum botanischen Garten, von hier bietet sich eine tolle Aussicht über die Stadt. Alles in allem eine ganz nette Stadt, aber inzwischen haben wir gelernt, dass sich Städte doch alle sehr ähneln.
Der Schlaf war wie befürchtet schlecht und der Wecker klingelt zu früh. Schon um 6:30 Uhr standen wir bei eisigen Temperaturen aber wolkenlosen Himmel am Fährterminal. Also rauf auf den Kutter und die Motorräder noch schnell verzurrt. Die Überfahrt ist recht kurzweilig, da man nie so richtig das Land aus den Augen verliert. Der Seegang in der Meerenge ist doch beachtlich und die Fähre schaukelt gewaltig. Auf die Südinsel geht es dann an einigen vorgelagerten Inseln vorbei durch einen Fjord nach Picton. Der erste Eindruck der Südinsel passt schon mal – wir fühlen uns an Norwegen erinnert…
In Picton verlassen wir die Fähre. Das kleine Städtchen ertrinkt geradezu in der Flut an Campern, LKW’s und PKW’s. Also haben wir den direkten Weg Richtung Süden eingeschlagen und uns schnell von dem Pulk der „Neuankömmlinge“ abgesetzt. Direkt entlang der Küste werden wir mit traumhaftem Wetter verwöhnt. Die Straße schlängelt sich in stetigem auf und ab direkt am Meer entlang und bietet tolle Ausblicke auf die Küstenlinie. Die Strecke hier kann ohne weiteres mit der australischen Great Ocean Road konkurrieren.
An der felsigen Küstenlinie bieten sich immer wieder kleine Parkplätze an denen wir erst mal eine Mittagspause einlegen. In den Felsen entdecken wir dann beim „fad“ schmeckenden Wurstbrot einige Seelöwen beim Sonnenbad zwischen den Felsen. Die Mittagspause fällt also etwas länger aus – wir beobachten die scheinbar so plumpen Tiere wie sie sich vorsichtig über die scharfkantigen Felsen bewegen. Die Zeit vergeht wie im Flug und wir müssen uns noch ein Fleckchen zum schlafen organisieren…
Das finden wir dann auch auf dem örtlichen Campground in Kaikoura, einem kleinen Küstenort der für seine Wal Touren bekannt ist. Wir haben ja schon in Australien keine Wale zu sehen bekommen, also wollen wir am nächsten Tag eine Wal-Tour machen. Am Morgen werden wir durch heftigen Regen geweckt. Es stürmt und die Temperaturen steigen nicht einmal in den 2-stelligen Bereich. Also heißt es abwarten und auf besseres Wetter warten. Die Zeit vertreiben wir uns in den leckersten Fish & Chips Bude die wir in Neuseeland bislang gefunden haben. Tag 2 in Kaikoura bringt keine wesentlichen Änderungen, der Sturm hat etwas nachgelassen, der Regen dafür zugenommen.
Auch Tag 3 in Kaikoura kann nicht überzeugen und so ziehen wir uns die Regenpelle über und starten bei Temperaturen von 6°C und Regen weiter Richtung Süden. Nur rund 20 Kilometer weiter südlich lässt der Regen nach und die Wolkendecke reißt auf. Der Regenkombi verschwindet wieder im Koffer und die Stimmung steigt. Die Temperaturen sind zwar nur um ein halbes Grad gestiegen, aber bei Sonnenschein sieht die Sache trotzdem schon viel besser aus.
Wir haben kurz hinter Kaikoura den State Highway verlassen und einen Abstecher ins Landesinnere gemacht. Auf kleinen Nebenstraßen fahren wir vor alpiner Kulisse Kurve um Kurve weiter Richtung Süden. Die Landschaft ist satt grün und die Straßen haben wir fast für uns alleine. Immer wieder überqueren wir breite Flussläufe, die zu Zeiten der Schneeschmelze in voller Breite gefüllt sein sollen. Die meisten Brücken auf den Nebenstrecken sind auch nur einspurig ausgebaut. Es gibt zwar wenig Verkehr, aber wenn dann mal ein Holztransporter entgegen kommt sollte man nicht damit rechnen, dass er anhalten wird…
Wir hatten lange überlegt ob wir Christchurch besuchen sollen. Die Stadt wird seit September letzten Jahres von Erdbeben gebeutelt. Die Zerstörungen sollen heftig sein und es sind über 180 Menschen ums Leben gekommen. Sowohl im Internet, als auch in Gesprächen wurde jedoch dafür geworben die Stadt doch zu besuchen. Viele Einwohner haben die Stadt schon verlassen, aber das Leben dort geht weiter und ohne Touristen fehlt eben auch eine Einnahmequelle. Wir haben uns einen Campingplatz ausgesucht, der nach den letzten Reparaturarbeiten gerade wieder eröffnet hatte.
In Christchurch angekommen sind die Zerstörungen der letzten Erdbeben nicht zu übersehen. Im Innenstadtbereich sind viele Straßen gesperrt und zum Sperrgebiet erklärt worden, da zu viele Gebäude einsturzgefährdet sind. Wir irren etwas planlos durch die Stadt, da sich unser Navi leider nicht für das Sperrgebiet interessiert.
Selbst scheinbar unbeschädigte Gebäude weisen auf den zweiten Blick Risse und Absenkungen auf. Jedes Gebäude ist markiert und hat einen Zettel an der Tür, ob es betreten werden darf oder nicht. Der Innenstadtbereich wirkt wie eine Geisterstadt. Die Stimmung ist sehr bedrückend!
Im Park zeigen sich dann aber die ersten Frühlingsboten und unsere Stimmung steigt langsam. Wir machen uns auf zu Uli – einem deutschen Metzger in Christchurch. Er hatte auch ein Geschäft in der Innenstadt, das aber jetzt in der Sperrzone liegt. Zum Glück hatte er noch einen zweiten Laden in einem Vorort, dort geht das Geschäft für Ihn jetzt weiter. Wir decken uns dort mit Bratwurst, Leberkäse und Fleischsalat ein - der Supermarkt liefert noch ein oder zwei Bierchen und die Zutaten für den schwäbischen Kartoffelsalat dazu. Bei den Schlemmereien gehen uns die Erlebnisse des Tages aber nicht aus dem Kopf...
Am Morgen werden wir durch einen heftigen Erdstoß geweckt. Es scheppert und kracht, als wäre ein LKW in ein Haus gefahren und der Boden unter uns wackelt. Wie sich herausstellt ein eher kleines Beben der Stärke 4. Trotzdem - was für ein sch…. Gefühl!
Beben dieser Stärke sind in Christchurch aber nichts Ungewöhnliches mehr. Auf der Website: quake.crow.co.nz – werden die Beben in und um Christchurch dokumentiert und man bekommt einen Eindruck, was dort seit September letzten Jahres los ist…
Wir machen uns auf ins Landesinnere, schneebedeckte Berge und kurvige Sträßchen sollen uns auf andere Gedanken bringen. Bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen von knapp unter 20°C brechen wir zum Lake Tekapo auf. Der See liegt auf rund 700 m Höhe, daher rechnen wir schon damit, dass es unterwegs etwas kühler wird. Aber der neuseeländische Frühling will uns zeigen was er kann…
Urplötzlich haben wir mit Windböen, die uns fast von der Straße wehen zu kämpfen, dann kommt noch starker Regen dazu und innerhalb von 10 Minuten sinkt die Temperatur auf 5°C. Wir sind uns nicht sicher ob der Regen jetzt in Hagel oder Schnee übergeht…. Der Spuk dauert aber gerade mal eine halbe Stunde.
Das war für unsere Motorradkombi aber doch zu viel - durchnässt und verfroren kommen wir am Lake Tekapo an. So schnell wie sich die Wetterbedingungen immer ändern, können wir uns immer gar nicht umziehen. Das Wetter? Ja genau wie auf dem Bild zu sehen. Strahlender Sonnenschein bei knapp 10°C! Also werden wir unserem Zelt heute untreu, denn da bekommen wir die Klamotten nie trocken. Wir buchen also eine Cabin zum aufwärmen und Klamotten trocknen. Hier entschädigt uns die Aussicht direkt auf den See für alles.
Am Morgen bedeckt eine Eisschicht unsere Motorräder. Doch die Sonne lacht vom Himmel und wir wollen mehr sehen von dieser tollen Landschaft. Eine atemberaubende Bergkulisse türmt sich hinter dem Lake Tekapo auf, der in einer unwirklichen Farbe schimmert. Die „Church of the Good Sheperd“ am Lake Tekapo ist eines der wenigen historischen Gebäude hier und gehört wohl zu den meist fotografierten Kirchen Neuseelands. Innen hat die Pastorin gerade die Heizung für die bevorstehende Messe angeworfen. Es duftet nach Holz und alles wirkt total idyllisch. Dazu kommt dann noch diese Traumlage am Lake mit Blick auf die neuseeländischen Alpen.
Weiter geht es dann zum Lake Pukaki oder eher zum Mount Cook – Neuseelands höchster Berg, der am Lake Pukaki liegt. Die Fahrt führt uns durch eine von schneebedeckten Gipfeln umringte Hochebene. Die Temperaturen liegen bei schattigen 5°C. Nur selten begegnen uns Autos oder Camper, die Straße haben wir wieder mal fast für uns alleine. Es ist eben noch Nebensaison. Nur wenige hartgesottene Wintersportler kommen mit ihren Snowboards bewaffnet in die Alpen, um noch den letzten Schnee unter die Bretter zu nehmen.
Am Lake Pukaki ziehen die Wolken sehr tief über die Berge hinweg. Einige Wolkenlücken geben immer wieder neue Ausblicke auf die Bergkulisse. Das Wetter ist nicht ideal, bietet ab ständig neue Ausblicke. Das Farbenspiel des türkisfarbenen Sees wechselt ständig unter den vorüberziehenden Wolken und den durchdringenden Sonnenstrahlen. Es sind übrigens feine Partikel aus dem Gletscheruntergrund, die dem See durch den Zufluss des Gletscherwassers seine typisch blaue Farbe geben.
Vom Mount Cook ist aber nicht viel zu sehen. Mit 3.754 m ist er der höchste Berg Neuseelands - versteckt sich aber in der Wolkendecke. Wir schaffen es dennoch den Berg eindeutig zu identifizieren (den vielen Postkarten im Souvenirshop sei Dank) und stellen uns den Gipfel eben einfach vor…
Es ziehen immer mehr dunkle Wolken auf und für einige Pässe wurde Schneefall gemeldet. Wir fahren also erstmal wieder Richtung Küste…
Am Lake Benmore fahren wir einen kleinen Umweg, denn die Straße um den See soll besonders schön sein. Hier ist dann die grüne Seele Neuseelands auch nicht mehr zu verleugnen. Über 75% des Strombedarfes werden in Neuseeland aus erneuerbaren Energien erzeugt. Einen Großteil davon liefert die Wasserkraft, die vorwiegend auf der Südinsel gewonnen wird. Hier am Lake Benmore liegt eines der größeren Wasserkraftwerke der Insel. Uns fasziniert aber schon wieder diese fast schon unnatürliche Farbe, die einen wunderschönen Kontrast zur Umgebung bildet.
Ab dem Lake Benmore geht es so langsam wieder abwärts zur Küste, auf kleinen Nebenstraßen kurven wir durch satt grüne Täler. Die kleine Straße führt uns an Wiesen voller Schafe vorbei und in einem stetigen Kombinationen von auf und ab, rechts und links durch die Hügel. Wir haben ein bestimmtes Ziel vor Augen – Moeraki. Aber bevor wir dort ankommen darf natürlich ein Hagelschauer nicht fehlen. So muss ein Tag im neuseeländischen Frühling ausklingen - 4 Jahreszeiten an einem Tag.
Wieder mal etwas durchgeweicht kommen wir dann in Moeraki an – unser Ziel ist ein Fischlokal – genannt „Fleurs Place“. Die Lage des Lokals ist schon mal super. Auf einer kleinen Landzunge direkt am angrenzenden Hafen. Fleurs Place ist in Neuseeland und Australien durch eine TV-Show (ja auch hier gibt es Koch-Shows) bekannt geworden und dort soll es die leckersten Meeresfrüchte ganz Neuseelands geben! Unser Test bestätigt das – extrem Lecker!!! Daher Danke an Jayne und Marc für den Tipp! Aber die Portionen sind auch seeeeeeeeehr übersichtlich gestaltet! Kati hat so ihre Probleme mich auf dem Heimweg von der Taverne (Fish & Chips) fern zu halten…
Der nächste Stop ist schon nach wenigen Kilometern erreicht, die wir wieder von heftigen Windböen gebeutelt fahren. Wir schlagen unser Lager für ein paar Tage in Dunedin auf. Einerseits haben wir einige Reparaturen und Ersatzbeschaffungen an unserer Ausrüstung zu erledigen und andererseits haben wir schon viel Nettes über das Städtchen gehört. Also verbringen wir ein paar Tage mit Sightseeing, relaxen und Reparaturen / Pflege unseres Equipment.
Die Stadt hat tatsächlich Flair – es ist gemütlich und irgendwie entspannt. Wir nehmen den Bus in die Stadt und am zweiten Tag werden wir vom Busfahrer schon persönlich begrüßt, er erinnert sich an uns und gibt uns noch ein paar Infos zur Stadt. Auch in der Stadt werden wir am zweiten Tag in einigen Läden wie alte Freunde begrüßt – ein kleines Schwätzchen hier und dort – die Menschen hier lieben ihre Stadt und ihr Land…
Birgit (Dienstag, 27 September 2011 13:47)
Hallo Ihr Zwei,
das sind aber auch schöne Farben.....alles in BLAU ;-))
Ich Glaube man kann sich die Ausmaße der Erdbeben bei uns gar nicht so vorstellen. Ihr habt es auch noch erlebt wenn die Hütte wackelt. oh je oh je........
Das eine Bild mit der Kuh hätte jetzt auch bei uns in den Alpen sein können.
Dann wünsche ich Euch mal weiterhin viel Spaß und ein bischen wärmeres Wetter
Ganz liebe Grüße auch von Sven und Chris
Eure Birgit
Tobias Riekher (Dienstag, 27 September 2011 23:50)
Wie ich euch beneide!!!
duesberg (Mittwoch, 28 September 2011 14:46)
....ein deutscher Metzger :-)
....und scho wieder koine Spätzle ;-)
LG aus FDS
Andreas
Rob (The Fixer) & Gang of 6 (Donnerstag, 29 September 2011 01:48)
Greetings Boomers, Looks like you have again found another beautiful place, albeit a cold one. Seems like you are destined to have cold weather for some time yet. Your photos are fantastic & show NZ well. I agree that Christchurch is a very sad place right now. One can only hope that life will eventually return to near normal for them there. Your descriptions are very inviting & we are tempted to travel there instead of Europe in 2013. (Just kidding). NZ can be visited any ole' time, it's just "across the ditch" :-)) Keep warm & dry when you can & a BIG HELLO from The Gang. Ciao, Rob.
Birgit (Dienstag, 04 Oktober 2011 13:48)
Das Zwerg - Nasen Bild auf der Seite ist Klasse
hihihi
Grüßle
Birgit