Jens: Nachdem wir nun über zwei Wochen in der Einsamkeit und Stille der Cattle Station verbracht haben, fühlt es sich wieder seltsam an sich in den touristischen Trubel des Red Center zu begeben. Aber der Uluru gehört zu Australien wie die Spätzle zu der Soße. Wir haben schon viel über den Uluru gehört - von „magic“ bis hin zu „just a rock in the middle of nowhere“ – deshalb wird es höchste Zeit, dass wir uns selbst einen Eindruck verschaffen.
Also ab nach Yulara, dem Resort des Uluru und Kata Tjuta Nationalparks. Es gibt dort keine andere Möglichkeit als im Resort zu Übernachten und so zahlen wir zähneknirschend die $ 36 pro Nacht für ein Stückchen Rasen, um unser Zelt aufzuschlagen. Die Preise im Supermarkt sind ähnlich abgehoben – eine wirklich teure Gegend hier. Aber wir sind sehr angenehm überrascht hier keine einzige Maus zu sehen. Die australische Mausplage scheint manche Gegenden zu verschonen. Wir nehmen uns die Zeit für den Nationalpark die wir brauchen. Für $ 25 pro Kopf bekommen wir einen 3-Tages-Pass für den Park.
Der Uluru ist für die Aborigines ein Heiligtum und eine Kultstätte. Daher wünschen sie sich natürlich, dass er nicht bestiegen wird und die Kultstätten mit Respekt betreten werden und dort nicht
fotografiert wird. Wir dachten eigentlich das sollte ja kein Problem sein. Für uns war es das auch nicht, aber einige hundert andere Touristen kümmert das nicht – sie müssen auf den Uluru steigen
– Respekt?
Wir haben uns rund 4 Stunden Zeit genommen und den Berg zu Fuß umrundet – was uns grandiose Einblicke in die Felsformationen und die Farbenspiele am Rock verschafft hat. Die Landschaft erinnert
aber nur wenig an das Red Center Australiens. Nach den ergiebigen Regenfällen im letzten Sommer sprießt und gedeiht hier alles und die rote Erde schaut nur vereinzelt aus dem grünen Teppich
heraus.
Am Folgetag haben wir uns die benachbarten Kata Tjuta – oder auch Olgas genannt – angeschaut. Dabei handelt es sich um einige kurios geformte Felsen, die aus dem kargen Wüstenboden ragen. Nur rund 40 km westlich des Uluru sollen die Kata Tjuta genauso wie der Uluru die Aufwerfung einer unterirdischen Gesteinsschicht sein. Die Theorie des Monoliten ist wohl inzwischen widerlegt worden und die neue Entstehungsgeschichte dieser Felsformationen hört sich auch viel interessanter und auch komplizierter an…
Den Nachmittag und Abend verbringen wir dann am Ulurubeim Farbenspiel des Felsen im Wechsel zwischen Sonne und Wolken. Der Sonnenuntergang wird dann aber durch die Wolken etwas unspektakulärer als gedacht – na gut, man kann nicht alles haben. Aber dennoch ergeben sich beim Fotoshooting zum Sonnenuntergang interessante Gespräche. Besonders mit Aaron, einem Fotografen aus Brisbane, lässt sich hier gut die Zeit vertreiben, bis wir dann zusammenpacken und zurück zum Zelt fahren.
Eigentlich stand noch der Kings Canyon auf dem Programm, nur rund 350km von Yulara entfernt ein weiteres Highlight im Red Center. Wir haben allerdings von anderen Reisenden üble Geschichten vom
Kings Canyon gehört – die Mäuse haben die Gegend fest im Griff!
So wurden auf dem örtlichen Campingplatz schon Zelte von den Mäusen zerfressen – eine Erfahrung die wir uns ersparen möchten. Auch die festen Unterkünfte stellen keine Alternative dar. Einerseits
liegen die Preise bei $ 200 bis $ 400 pro Nacht in Regionen, die wir nicht bereit sind zu zahlen und andererseits sind auch diese Räume nicht frei von Mäusen. Schon einige Gäste sind dort
aufgewacht, als ihnen eine Maus durch das Gesicht gelaufen ist. Also frei nach dem Moto „man kann nicht alles sehen“ geht es zurück auf den Stuart Highway Richtung Coober Pedy.
Auf dem Weg zum Stuart Highway stoppen wir öfter als geplant, da sich mein Hinterrad immer wieder mit seltsamen Geräuschen bemerkbar macht. Es klingt nach einem ausgeschlagenen Radlager – keine gute Aussicht hier im Outback. Also prüfen wir bei jedem Stopp das Spiel des Hinterrades, was uns an diesem Tag noch nicht sonderlich beunruhigt, da kaum Spiel vorhanden ist. Wir sind für den nächsten Tag bei Ross – dem Vater von Kimberley (Cattle Station) – in Coober Pedy angekündigt und guter Dinge, dass wir die Strecke problemlos schaffen werden.
Die Nacht verbringen wir auf einem Campground an einem Roadhouse. Schon bei unserer Ankunft warnen uns die anderen Camper, dass es hier ab Sonnenuntergang nur so von Mäusen wimmeln wird. Also
schnell das Zelt aufgebaut und ein Essen gekocht. Vor Sonnenuntergang finden sich dann die Camper am gemeinsamen Lagerfeuer zum quatschen ein. Auch wir sind natürlich dabei und sehen schon die
ersten Mäuse flitzen. Etwas Sorge machen wir uns um unser Zelt – die Mäuse werden hoffentlich keinen Gefallen dran finden…?
Wir wundern uns noch warum alle Ihre Hose in die Socken gestopft haben, denken uns aber nichts weiter dabei - Australier muss man nicht immer verstehen. Erst als Kati dann eine Maus ins Hosenbein
krabbelt und sich spiralförmig bis knapp über das Knie rauf arbeitet verstehen wir das – also schnell die Hose in die Socken gestopft und weiter geht ein langer Abend mit allerhand Camper-Latein
inmitten der Mäuse.
Der nächste Tag verläuft aber nicht so ganz planmäßig. Die Mäuse haben unser Zelt zwar verschont aber das Radlager schlägt immer lauter und inzwischen ist ein deutliches Spiel am Hinterrad spürbar. Das Motorrad lässt sich kaum noch geradeaus fahren, in immer größer werdenden Schlangenlinien geht es Richtung Süden. Wir verringern immer wieder die Geschwindigkeit um die Schlangenlinien noch kontrollieren zu können. Die letzten 30 km vor Marla, einem Roadhouse 240 km vor Coober Pedy, bewältigen wir dann noch mit rund 30 Kilometer pro Stunde. Das Radlager ist fertig – damit kommen wir nicht mehr bis Coober Pedy und es ist Freitagnachmittag.
Also rufen wir Ross an und melden uns für den Abend ab. Als wir erzählen wo wir fest sitzen ist für ihn klar, dass wir dort auf keinen Fall bleiben können. Er braucht drei Stunden bis er mit seinem Anhänger am Roadhouse steht. Wir nutzen die Zwischenzeit um bei BMW in Adelaide neue Radlager zu bestellen. Eine Odyssee – denn wie wir es inzwischen von Australien kennen hat kein Händler irgendein Ersatzteil auf Lager sondern bestellt alles in Melbourne. Es würde bis Mittwoch dauern, bis die Radlager in Coober Pedy ankommen. Aber was bleibt uns anderes übrig - wir bestellen…
Kurz vor Sonnenuntergang ist Ross samt Anhänger angekommen. Das Motorrad ist mit Hilfe zweier Trucker schnell auf den Hänger gehoben und verzurrt und ab geht die Post nach Coober Pedy. Eigentlich wollten wir nie bei Nacht auf den australischen Highways außerhalb von Ortschaften unterwegs sein. Zu viele Tiere sind hier im Dunkeln unterwegs – aber an diesem Abend bleibt uns nichts anderes übrig. Katjas Motorrad muss auf eigener Achse weiter Richtung Süden. Da es inzwischen empfindlich kühl ist bin ich ganz Gentleman und übernehme die Fahrt. Ein paar Rindviecher und ein Vogel im Tiefflug fordern das ABS mitten in der Nacht, bis wir dann endlich unser Zimmer in Ross Dugout beziehen können.
Am Samstagvormittag baue ich dann das Hinterrad aus und begutachte das völlig zerstörte Radlager. Ross wirft auch einen Blick darauf und meint nur trocken – „das ist ja nichts besonderes, können wir um die Ecke beim Reifenhändler kaufen!“. Ross kennt sich mit sowas aus, er hat die letzten 35 Jahre in Coober Pedy die Maschinen der Opal-Miner konstruiert und gebaut.
Und tatsächlich hat Peter – ein deutscher Auswanderer und zufällig auch ein Freund meines Onkels – die richtigen Radlager im Regal seines Reifenhandels liegen. Für gerade einmal $7 das Stück gehen sie über die Theke. Wir haben mal wieder mehr Glück als Verstand! Die BMW-Bestellung wird noch fix per Email storniert. Mit Ross Hilfe sind die Radlager nach 2 Stunden gewechselt und es beginnt der touristische Teil unseres Besuchs in Coober Pedy.
Ross kennt hier alles und jeden und so kommen wir zu einer der wohl intensivsten und exklusivsten Führungen in und um Coober Pedy – der Opal Stadt. Vom Old Timers Mine Museum über die
Untergrund Bar, bis hin zu den atemberaubenden Landschaften um Coober Pedy – Ross zeigt uns 2 Tage lang alles und keine Frage bleibt unbeantwortet.
Wir erfahren alles über Opale und wie sie gefunden und abgebaut werden – die Maschinen kennt Ross natürlich in- und auswendig. Die Geschichte der Stadt, die Entwicklung und kuriose Geschichten
hat Ross natürlich genauso auf Lager wie die Entstehungsgeschichte der umgebenden Landschaft.
Durch die Moon-Plains zieht sich der Dog-Fence, ein 5.300km langer Zaun (der längste der Welt) der den Süden vom Norden trennt und die Dingos daran hindern soll in den Süden des Landes zu kommen. Er markiert die Grenze zwischen dem Sheep Country und dem Cattle-Country. Im Norden werden vorwiegend die Rinder gezüchtet und im Süden hat die Schafzucht das Sagen – weshalb die Dingos dort nicht so gerne gesehen sind.
Am Zaun werden auch regelmäßige Patrollien gefahren um entstandene Schäden schnell beheben zu können.
Die „Breakaways“ erinnern an eine Mondlandschaft und begeistern uns mit den genialen Farbenspielen. Hier und in den Moon Plains entstanden Filme wie „Mad Max“, „Der rote Planet“ und andere. Die Requisiten dazu finden sich in der ganzen Stadt verteilt. Einige Einwohner haben sich das ein oder andere Raumschiff-Teil unter den Nagel gerissen.
Das Farbenspiel in dieser Landschaft beeindruckt uns...
Wir lernen Coober Pedy als eine der wohl einzigartigsten Städte Australiens kennen. Eingebettet in eine Mondlandschaft, umgeben von tausenden Schutthaufen der Opal-Miner leben hier rund 50% der Einwohner unter der Erde in den sogenannten Dugouts. Die Vorgärten zieren meist ein dahin rostendes Fahrzeugwrack und ein paar alte Reifen. Coober Pedy kann man nur lieben oder hassen.
Wir verleben die Tage in Coober in einem Dugout und lernen schnell die Vorteile dieser ungewöhnlichen Behausung kennen. Ob Sommer oder Winter, Tag oder Nacht – im Dugout herrschen 23-26°C. Wird der Wohnraum zu eng, buddelt man sich noch ein paar Quadratmeter mehr dazu. Ross zeigt uns auch sein anderes zum Verkauf stehendes Dugout – ein Traum…
chris (Donnerstag, 14 Juli 2011 15:06)
Hi Ihr beiden,
so, nun bin ich mal erster. Wieder mal ein super Bericht und Klasse Bilder die Ihr da abgeliefert habt.
Habt Ihr wenigstens nen Satz der günstigen lager als Reserve eingepackt??
Wünsch Euch weiterhin gutes und unfallfreies weiterkommen.
Nico (Freitag, 15 Juli 2011 08:04)
Hi ihr beiden,
schön wieder was von euch zu lesen und gut zu wissem, das 'fränkische' Produkte (SKF-Lager aus Schweinfurt) auch ihren Weg zu euch bis nach Down-Under finden. (Das freut den Franken ungemein ;-)
Immer wieder tolle Bilder, freu mich schon auf den nächsten Beitrag und wünsche Euch auf diesem Weg alles Gute und noch viele neue Eindrücke, über die ich dann wieder was lesen kann.
Grüße aus dem derzeit sonnigen Bayreuth!!!
Nico
boomer.de bike-travel (Katja und Jens Witte) (Freitag, 15 Juli 2011 23:20)
Na die guten SKF Kugellager haben wir natürlich auf Vorrat mitgenommen. Sind ja nicht so schwer und brauchen nicht viel Platz. Das Regal bei Peter ist leer- der nächste Moppedfahrer wird dort nichts mehr finden... :)
Aber Peter bestellt nach...
Jens aus Dänemark (Sonntag, 17 Juli 2011 16:06)
Hallo Katja und Jens
Schön wieder von euch zu hören ;-)
Ich habe euch seit Januar "verfolgt" immer schöne Stories und fantastische Bilder.
Habt Ihr von Pink Roadhouse in Oodnadatta,(200km nördlich von Coober Pedy) gehört? Das glaube Ich wäre was für Euch? Aber ist jah wohl zu spät.
Mojn Jens
duesberg (Sonntag, 17 Juli 2011 23:01)
wow, wieder mal phantastisch zu lesen :-)
und der neue Header....
LG aus FDS
Anni + Andreas
lr130lipi (Dienstag, 26 Juli 2011 16:30)
Hallo Katja und Jens,
sag mal ... ist etwa der TÜV abgelaufen?
-> Bild "Radlager wechseln einfach gemacht..."
Gruß
Ines und Frank
boomer.de bike-travel (Katja und Jens Witte) (Mittwoch, 27 Juli 2011 07:45)
Hi Ines und Frank,
sehr aufmerksam !!! Ja - ist abgelaufen, werden wir aber erst wieder in vielen Monaten einen
Grüßle
Jens