Kati: Am 13. Februar war es endlich soweit – wir treten die Reise nach Tasmanien an. Der Besuch dieses Insel-Bundesstaates Australiens ist eines unserer Highlights. Haben wir doch schon
so viel von der überwältigenden Landschaft hier und den paradiesischen Straßen für Motorradfahrer gehört.
Von Marco und Doreen aus sind es nur knapp 15 Minuten bis zum Fährterminal. Wir sind natürlich nicht die einzigen Motorradfahrer, die den Fahrspaß auf der Insel genießen wollen.
Pünktlich um 9 Uhr legen wir in Melbourne ab. Das Meer ist hier in der Bucht glatt wie ein Spiegel. Dennoch haben wir schon zu viele Geschichten über den heftigen Seegang auf dieser Fährpassage gehört, so dass wir lieber mit einer Reisetablette vorbeugen. Die ruhige Fahrt wird jedoch bei der Ausfahrt aus der geschützten Bucht schnell zu einer richtigen Schaukelpartie – da gehen wir doch lieber mal an Deck und fixieren den Blick am Horizont. Nach ein bis zwei turbulenten Stunden legt sich das Ganze wieder – oder wir haben uns einfach daran gewöhnt. Zumindest können wir jetzt auch mal wieder unter Deck gehen und etwas gegen das Loch im Bauch unternehmen. Mit Lesen und einem kleinen Schläfchen zwischendurch vergeht die Überfahrt wie im Flug. Wir lernen auch noch Ross und Kevin kennen, die ebenfalls eine Woche mit Freunden auf Tassie verbringen wollen. Sie sind so angetan von unseren Tourplänen, dass wir eingeladen sind sie zu besuchen, wenn wir zurück aufs Festland kommen. Wir verquatschen uns derart, dass draußen bereits die Einfahrt in den Hafen von Devonport vorbeirauscht. Jetzt aber die Sachen geschnappt und runter zu den Mopeds.
Für die ersten zwei Nächte bleiben wir in Devonport, um uns überhaupt erst mal so etwas wie einen Tourplan für Tassie zu überlegen. Der Platz liegt direkt am Cap unweit des Leuchtturms und wird in der Morgen- und Abenddämmerung zum Zoo. Wallabys hüpfen in Scharen über das Gelände – nicht mal einen Meter von den Zelten entfernt. Einfach genial.
Auf dem Campingplatz lernen wir Joseph kennen. Geboren in Malaysia lebt er seit vielen Jahren in Australien. Derzeit ist auch er mit Zelt und Auto unterwegs und lebt bereits seit einigen Wochen auf dem Campingplatz hier. Er ist ein echter Überlebenskünstler mit einer derart positiven Lebenseinstellung, die einfach ansteckend ist. Ungefähr ein Dutzend Mal will er Jens dazu bekehren, sich eine kleine Angel zu kaufen, um den Fisch für unser Abendessen selbst zu fangen. Das wäre schließlich total einfach. Ein deutscher Backpacker bekommt von Joseph an einem Abend ebenfalls seine erste Angler-Lektion und kommt tatsächlich mit 4 Fischen zurück. Wir beschließen den Abend mit einem Gemeinschafts-Essen: Bratkartoffeln mit frischem Fisch.
Bei einem kleinen Bummel durch die Innenstadt von Devonport fragen wir uns, warum diese nette kleine Stadt an Tasmaniens Ostküste eigentlich so eine negative Kritik im Lonely Planet verdient hat. Wir finden es hier sehr hübsch und total entspannt. So genießen wir den Tag bei schönstem Wetter, während unsere Tourpläne für die nächsten Wochen reifen.
Am Folgetag geht es weiter – nicht jedoch ohne noch einen Zwischenstopp zum Shopping einzulegen. Wir kaufen tatsächlich eine kleine Teleskop-Angel. Den Spaß ist uns das Geld wert – auch wenn wir nichts fangen. Während wir mit dem Teil noch auf dem Parkplatz stehen und uns fragen, wie das jetzt eigentlich alles funktioniert, steht auf einmal Joseph vor uns. Als hätte er unseren mentalen Notruf gehört. In einer Seelenruhe erklärt er uns die Technik und geht mit Jens noch einmal in den Laden, um noch die passenden Haken und Köder zu kaufen. Wir versprechen vor unserer Rückreise noch einmal vorbeizukommen und über unseren (Miss-)Erfolg zu berichten. Es ist schon fast Mittag, bis wir dann wirklich loskommen.
Durch wunderschöne Wälder und Täler geht es südlich zum Cradle Mountain Nationalpark. Der hiesige Campingplatz hat leider keine Plätze mehr frei und freie Bushcamps stehen hier leider nicht zur Verfügung. Daher vertagen wir unsere geplanteWanderung um den Dove Lake erst mal. In Rosebery werden wir dann fündig und lassen den tollen kurvigen Fahrtag bei einem leckeren Essen vom Benzinkocher ausklingen.
Am Folgetag sieht das Wetter über dem Cradle Mountain Nationalpark leider nicht besser aus. Wir beschließen daher, den Besuch auf später zu verschieben – wir haben ja Zeit und bisher keine Rückfahrt gebucht. Über Queenstown geht es Richtung Hobart. Sowohl Rosebery als auch Queenstown sind Bergbaustädte, in denen noch aktive Minenarbeit geleistet wird. Dementsprechend ist auch das Ortsbild geprägt. Hinter Queenstown windet sich dafür die Straße den Berg rauf, wie man es sich nur wünschen kann. Endlich können wir unsere eckig gefahrenen Reifen wieder ein wenig abrunden.
Nahe des Lake St. Claire legen wir noch einen Tankstopp ein. Dabei treffen wir eine Gruppe BMW-Fahrer, die uns in Queenstown schon einmal im Vorbeifahren begegnet sind. Sie stammen von der Gold Coast in Queensland und verbringen eine Woche hier in Tasmanien. Wir plaudern bestimmt eine Stunde lang mit den „Wild Geese“ und werden schließlich von Rob mit seiner roten GS eingeladen ihn zu besuchen. Er will uns dann auch gleich mal zu seinem BMW-Händler mitnehmen, damit wir gute Konditionen für einen Kundendienst bekommen. Nach allerlei Fotos und dem Austausch unserer Kontaktdaten fahren alle weiter.
Den Abstecher zum Lake St. Claire im gleichnamigen Nationalpark lassen wir daher leider kürzer als geplant ausfallen und verzichten auf die ca. einstündige Wanderung um den See. Sie hätte sicher schöne Ausblicke gezeigt, aber die Gespräche mit den vielen Leuten, die wir immer wieder treffen waren uns an dieser Stelle wichtiger.
Irgendwie war uns auch gar nicht mehr nach einem Spaziergang – warnen doch überall Hinweisschilder vor den bei diesen warmen Temperaturen aktiven Tiger Snakes. Mit unseren Stiefeln sind wir zwar perfekt geschützt, aber wie sagen wir immer so schön: Wer weiß wozu es gut ist. Denn zurück bei unseren Motorrädern lernen wir noch Nick und seine Frau kennen, die mit ihren 12er und 650er über Nacht hier bleiben. Sie laden uns ebenfalls ein eine Nacht bei Ihnen in Cairns zu verbringen. Das ist wirklich unglaublich genial hier und hätten wir uns für die Wanderung entschieden, hätten wir die beiden nicht kennen gelernt…
Nachdem wir das Gebiet des Nationalparks verlassen haben, kommen wir zu den so genannten Highland-Seen. Hier bieten sich immer wieder schöne Offroad-Abstecher parallel zum Highway. Wir nutzen daher das schöne Wetter und fahren abseits der Straße direkt am See entlang und durch den Wald. Leider viel zu spät für eine Unterkunft erreichen wir daher aber Hobart, denn es ist Wochenende und alle Campingplätze sind restlos ausgebucht. Wir versuchen es sogar einigen Motels – Fehlanzeige. Also fahren wir 25 km weiter in das benachbarte Richmond, wo wir uns auf einem Campingplatz niederlassen und endlich mal nicht die einzigen 800er sind. Steve mit seiner erst ein halbes Jahr alten 800er freut sich hingegen, dass er Touratech-Teile auch mal live und zum Anfassen vor sich hat und wir tauschen allerlei Erfahrungen aus. So ist es schon dunkel, bis wir endlich unseren Kocher anwerfen.
Am nächsten Tag machen wir bei Regen und stark gefallenen Temperaturen sowie üblen Orkanböen einen Abstecher nach Hobart. Zum Glück klart es am Nachmittag wenigstens auf. Leider klettert das Thermometer jedoch trotzdem nicht über 10°C und auch der Wind schiebt und drückt uns in einer Tour über die Straße. Auf dem Mount Wellington (Hobarts Hausberg) ist bis 600m bereits Schnee gefallen. Selbst die Einheimischen meinen, dass es ungewöhnlich früh für einen derartigen Herbsteinbruch wäre. Wir geben die Hoffnung auf besseres Wetter jedoch nicht auf und bleiben trotzdem.
Am folgenden Morgen geht es weiter. Selbst um halb zehn will die Temperaturanzeige am Motorrad leider nicht über die 5°C hinausgehen, aber zum Glück haben wir ja sogar eine Mütze dabei. Wir stoppen daher noch einmal, um uns anhand des Wetterberichtes für den weiteren Tourverlauf zu entscheiden. Die Regenwolken sollen in den nächsten Stunden verschwinden und so fahren wir Richtung Osten zu einem ganz persönlichen Pflicht-Stopp.
Auf der Karte haben wir nämlich eine kleine und unscheinbare Bucht entdeckt, die wir einfach besuchen müssen: die Boomer-Bay. Es ist jedoch zu befürchten, dass die Besitzansprüche hier bereits geregelt sind. Niederlassen können wir uns hier also nicht. Na dann geht’s eben weiter…
Der kürzere und sicher auch interessantere Weg Richtung Norden führt über Dirt- und Gravel-Roads. Unsere eigentliche Wunsch-Passage durch einen Wald ist jedoch wegen Beschädigungen an der Straße gesperrt. Aber der alternative Weg Richtung Orford ist nicht minder schön – zudem kommen uns auf 50 km gerade mal 2 Fahrzeuge entgegen.
Der Straßenzustand wechselt zwischen autobahn-ähnlich und Wellblech mit Schlaglöchern. In Kehren und Kurven geht es bergauf und bergab durch die Wälder. Rechts und links am Wegesrand kann man immer mal wieder einen Briefkasten entdecken, der einem verrät, dass irgendwo abseits der Straße Menschen in totaler Ruhe leben.
Im Freycinet-Nationalpark bekommen wir zum Glück eine der begehrten Campsites. In einer ruhigen Bucht gelegen, mit direktem Zugang zum Meer wurden hier 40 Plätze geschaffen, die sowohl die Natur als auch die Privatsphäre der Besucher würdigen. Jeder Platz liegt für sich in einer kleinen Nische, so dass man seinem Nachbarn allenfalls mal auf dem Zufahrtsweg begegnen kann. Da nehmen wir gerne in Kauf, dass man allenfalls eiskalt duschen kann und Strom hier nur von unserem eigenen Solarpanel zu erwarten ist - so ist man auch mal ein paar Tage von der Außenwelt abgeschnitten... Hier lassen sich dafür wunderschöne Sonnenuntergänge beobachten. Und der nächtliche Sternenhimmel hat uns derart die Sprache verschlagen, dass es kaum in Worte zu fassen ist. Da waren Millionen von Sternen zu sehen – mit nichts vergleichbar, was wir zuvor kannten. Auf jeden Fall ist dies unser bisher schönster Campground gewesen!
Maja & Willi haben sich einen Tag Urlaub verdient, denn wir haben unsere Trekkingschuhe ausgepackt und uns auf den Weg zum Lookout auf die Wineglass-Bay gemacht. Diese Bucht gehört zu den 10 schönsten Stränden der Welt. Innerhalb einer Stunde windet sich der Track in etlichen Höhenmetern den Berg hinauf und gibt den Blick auf diesen schönen Flecken Erde frei.
Für den Abstieg entscheiden wir uns für einen Alternativ-Weg, der uns durch bizarre Felsformationen führt. Manche Kolosse sehen so aus, als hätte man sie zufällig irgendwo am Wegesrand liegen lassen. Andere erwecken den Anschein, als könnten sie demnächst talwärts rollen. Eine wirklich einzigartige Natur, die sich auch abseits des Motorradsitzes zu erkunden lohnt.
Eine Erkenntnis zum Thema Wertschätzung hatten wir relativ schnell: Genießbares und wohlschmeckendes Trinkwasser aus der Leitung ist ein echter Luxus und keine Selbstverständlichkeit. Die Wasserversorgung mit Wasser aus dem Supermarkt kann auf Dauer und je nach Standort auch eine kostspielige Angelegenheit werden. So haben wir erst vor ein paar Tagen über $4 für 1,5 Liter Wasser gezahlt. Da kommen Punkte wie dieser in St. Marys natürlich gerade recht. Gratis Wasser von der Kommune, dass mal nicht nach Chlor oder Torf schmeckt.
Manchmal bekommt man zusätzlich zum Trinkwasser auch noch das Angebot einer kostenfreien Übernachtung, samt Versorgung mit WC und Dusche. Leider kam dieser Platz in unserem Fall zu früh, denn wir wollten weiter Richtung St. Helens. Aber gerade an Tasmaniens Ostküste ist das Angebot an kostenlosen Campgrounds besonders groß.
Christian (Freitag, 25 Februar 2011 07:00)
Danke für die schöne Abwechslung an einem grauen, verregneten Spät-Februar-Tag!
Weiterhin viel Spaß, Gruß: Christian
duesberg (Freitag, 25 Februar 2011 09:31)
endlich mal wieder was zu lesen - uups - ich sollte aber arbeiten :-)
Ja, ja das Thema mit der kleinen Teleskop-Angel hatten wir doch schon mal, oder? (verbunden mit einer Schulung die Fische auch artgerecht zu verarbeiten :-) )
Schön, das alles so problemlos läuft....
LG aus FDS
Anni u. Andreas
Marco (Freitag, 25 Februar 2011 10:02)
habt Ihr schon einen Tassi Devil in freier Natur gesehen?
zwerg (Freitag, 25 Februar 2011 14:49)
endlich wieder was zum Lesen :o)
wieder mal ein toller Bericht und mein Seufzen müsste eigentlich bis nach Tasmanien zu hören sein... hihi
super find ich, wie flexibel ihr seid und was ihr dadurch alles an tollen Sachen erlebt!
Ganz liebe Grüße
der zwerg
Alex Mayer (Freitag, 25 Februar 2011 16:47)
Früher hat man Jahre nichts mehr gehört von Weltreisenden, jetzt macht man sich schon Sorgen nach 2 Wochen.
Aber es scheint da doch nett zu sein, wenn man dauernd eingeladen wird.
Grüße aus dem Nebel
Flo (Montag, 28 Februar 2011)
Toller Bericht mal wieder. Freue mich über jede Story von euch und schaue meine Gs fast täglich gierig in der Garage an ;)
Lg aus dem kalten und dunklen Stuttgart
feshfesh (Donnerstag, 03 März 2011 21:36)
Habe heute noch von meinem Arbeitskollegen eine Tassie-Landkarte vorgelegt bekommen, der war gerade für 4 Wochen da. Auch an der Blackmans-Bay. Er hat Freunde in Sandfly die er besucht hat. Ich hätte ihm doch vorher bescheid sagen sollen dass Ihr da seit, dann hätte er die Augen offen gehalten... Aber das konnte ja keiner wissen! Alles Gute!
Gruß, Sebastian
Tim (Sonntag, 23 Oktober 2011 21:59)
I live just east of Devonport. Great blog and good to hear the comments about Tasmania....glad you had such a good time here. I've just been to NZ touring on a rented bike - 2 weeks in the South Island, and have to agree, it's motorcycling paradise. Good luck and safe riding on the rest of your trip