Jens: Den letzten Tag in Augusta haben wir gemütlich ausklingen lassen, nach einer kleinen Spazierfahrt entlang dem Blackwood River - der hier ins Meer mündet – sind wir noch am angrenzenden Strand entlang spaziert.
Am nächsten Morgen sind wir früh aufgebrochen, da eine längere Überlandetappe anstand. Die Entfernungen und die dafür benötigte Zeit hier sind noch ungewohnt und für uns schwer ein zu schätzen. Über den Brockman Highway ging es Richtung Osten immer entlang der Küste.
Die Strecken sind hier grundsätzlich asphaltiert, aber wer möchte findet genügend Gelegenheiten rechts und links auch mal etwas Schotter unter die Reifen zu nehmen. Viele der Pisten führen weiter ins Hinterland, zu Orten zu denen eigentlich niemand möchte. Aber ein paar Strecken laufen auch ein paar Kilometer parallel zur Hauptroute – so zum Beispiel im Mount Frankland Park. Ob unbefestigte oder asphaltierte Straße ist völlig egal, es ist hier kein Problem 140 bis 160 km durch den Wald zu fahren, ohne dass ein Haus oder sonst ein Zeichen von Zivilisation gefunden wird.
Wir haben uns auch in Sachen Spritversorgung etwas verkalkuliert. So sind wir großzügig mit einem ¾ vollen Originaltank in Augusta los gefahren und haben nicht im Traum daran gedacht die paar Liter auf zu füllen. Als wir dann aber nach 200 km immer noch keine Tankstelle gefunden haben, waren wir doch froh in unserem Zusatztank bereits jeweils 5 Liter Reserve gebunkert zu haben. Damit haben wir die nächste Tankstelle dann auch noch erreicht. Also merke – fahre nie an einer geöffneten Tankstelle vorbei, wenn dein Tank nicht wirklich voll ist.
Unser Tagesziel war das kleine Örtchen Walpole. Gut wir kamen an einem Sonntagnachmittag an, aber ist das ein Grund, dass der ganze Ort wie ausgestorben wirkt? Wir sind einmal kreuz und quer durch den Ort gefahren – das hat zugegebener Weise nicht wirklich lange gedauert – aber da war niemand.
Na gut fast niemand – auf der Suche nach einer Einkaufsmöglichkeit haben wir die deutschen Auswanderer Karl und Daniela getroffen. Eigentlich wohnen sie in Queensland, möchten aber evtl. hierher umziehen und schauen sich daher die Gegend mal etwas an. Den Abend verbrachten wir dann noch gemeinsam bei unserem Camp am Ufer des Walpole Inlets.
Die Landschaft, in der wir uns diesmal niedergelassen haben, ist atemberaubend. Vor unserem Zelt sitzend bietet sich ein fantastischer Ausblick auf das Walpole Inlet, Pelikane, Australian Ringneck Parrots (danke an Holger für die Berichtigung) und Kängurus leben praktisch in der direkten Nachbarschaft.
Nur 17 km von Walpole entfernt befindet sich das „Valley oft the Giants“ mit dem berühmten „Tree Top Walk“. Dort kann man auf einem Steg in bis zu 40m Höhe in den Gipfeln der Bäume spazieren gehen – ein geniales Erlebnis – auch wenn die Stege mit zunehmender Höhe auch immer mehr zu schwingen beginnen. Die Tingle Trees (eine besondere Soezies unter den Eukalyptus-Bäumen) sind bis zu 400 Jahre alt und wirklich beeindruckend. Aber seht selbst – hier ein paar Impressionen:
Den Abend verbrachten wir dann wie es sich gehört mit Equipment Pflege. Die ersten Teile haben bereits gelitten und bedürfen unserer Aufmerksamkeit. Wir verwenden insgesamt deutlich mehr Zeit in die Pflege unserer Ausstattung als wir das auf bisherigen Touren getan haben. Aber das Zeug muss jetzt auch länger als die sonst üblichen drei Wochen halten.
Kati: Von Walpole aus ging es weiter Richtung Osten – unser nächster Zwischenstopp hieß Ravensthorpe. Auf dem Highway Nr. 1 lagen so ca. 400 km vor uns. Wir haben unser Navi gebeten, uns um die für die hiesigen Verhältnisse „Großstadt“ Albany drumrum zu lotsen. Daher schlagen wir eine Menge Haken und fahren im Zickzack um die Stadt herum. Auf einmal endet auch der Asphalt und wir fahren auf einer roten Gravelroad. Soweit so gut – wäre es doch dabei geblieben. Doch nach nur 500 m wurde daraus eine Wellblechbiste aus getrocknetem Matsch gepaart mit Sand, die unsere Motorräder und das Gepäck ordentlich durchgerüttelt hat. Nach 1,5 km war der Spuk jedoch auch schon wieder vorbei und wir konnten unsere Fahrt „ruhig“ fortsetzen – was für ein Spaß.
Auf den folgenden 300 km bis Ravensthorpe hat die Karte sage und schreibe 6 Orte zu verzeichnen. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass dort irgendeine Art von Zivilisation zu entdecken wäre - echt krass. Sucht sowas mal in Deutschland… In Wellstead besteht der Ort aus dem Rasthaus, einer Bücherei und einer handvoll Häuser. Einer der dort gerade tätigen Arbeiter nutzt die Gunst der Stunde zu einem Gespräch über das woher und wohin, das Land und das Motorradfahren im Allgemeinen. Wir stehen mindestens eine halbe Stunde beisammen und quatschen. Dann gibt’s noch einen Kaffee und weiter geht’s. An dieser Stelle muss ich gestehen, dass ich die Musikfunktion meines Navis hier erst so richtig lieben gelernt habe – die Strecken sind echt ermüdend bei max. erlaubten 110 km/h.
Am Nachmittag kommen wir in Ravensthorpe an. Das kleine Örtchen ist ebenso wie Walpole wenig spektakulär und besteht aus einem Campingplatz, einer Tankstelle, einem Supermarkt und einer Post. Einzig der nahegelegene Nationalpark Fitzgerald wäre einen Besuch wert. Aber aktuell führt dort kein Fluss Wasser und es ist staubig und trocken – also keinen Abstecher an die rund 50km entfernte Küste wert.
Am nächsten Morgen geht es dann frühzeitig weiter. Wir fahren jedoch nur 200 km bis nach Esperance, um dort zwei Tage zu bleiben. Der Campingplatz liegt gegenüber vom Strand und auch ins Zentrum kommt man in ca. 10 Minuten bequem zu Fuß. Dort statten wir am nächsten Morgen „Sammy the Seal“ im Hafen einen Besuch ab. Der Seehund lebt hier am Strand und ihm wurde dort sogar ein Denkmal gesetzt.
An der Strandpromenade entdecken wir einen Anhänger mit der Aufschrift „Coffee Cat“. Die Schlange deutet an, dass es hier guten Kaffee gibt. Das gönnen wir uns natürlich gern. Der Ablauf ist hier oftmals so: bestellen, bezahlen, Pager nehmen und darauf warten, dass er blinkt und vibriert – dann kann man seine Bestellung abholen. Auch unser Einkauf wird heute mal zu Fuß erledigt und Maja und Willi faulenzen in der Sonne.
In Esperance gibt es das „Historic Village“, wo Shops und die Touristeninformation in den alten Gebäuden der Stadt untergebracht wurden. So ist z.B. „The Sheep Shop“ in der ehemaligen Schule und in der alten Polizeistation kann man eine kleine Kunstgalerie besuchen. Insgesamt kann man so ca. zehn Gebäude besuchen.
Morgen geht es weiter über Norseman auf den Nullarbor Plain. Wir sind daher jetzt erstmal für eine Weile „weg vom Fenster“, solange wir durch das „Nichts“ fahren. Der Abend bedeutet daher noch Vorbereitung der Strecke, denn Benzin ist nur an bestimmten Rastpunkten erhältlich. Tankstopps und Übernachtungen wollen da also für die nächsten Tage gut überlegt sein. Bis dahin – lasst es Euch gutgehen…
Wer mehr über den Nullarbor Plain wissen möchte – www.nullarbornet.com.au
Thilo (Donnerstag, 20 Januar 2011 12:51)
Hallo Ihr 2,
ich möchte Euch mitteilen, dass nicht nur die "Alphornbläser-Crew" Eure Berichte verfolgt, sonder auch die "Mitte".
Wie kann Dir Jens denn das mit dem Sprit passieren;-).
Ein großes Lob an Eure Berichte - diese bringen einen auf andere Gedanken!!!
Euch viel Spaß im "Nichts"
Thilo
zwerg (Donnerstag, 20 Januar 2011 12:52)
Wahnsinn, eure Bilder... wißt Ihr eigentlich wie schön Ihr´s habt ;o)
Sieht aus wie aus einem Bildband!!! Weiterhin so viel Glück und so ein Traumwetter!
Ganz liebe Grüße aus dem Allgäu, wo es am schneien ist
der zwerg
orca (Donnerstag, 20 Januar 2011 14:40)
Hihi, eure Berichte über Sprit, Distanzen und die große Leere erinnern mich sehr an meine erste Australien3/4umrundung. Ohne den 42L HPN Tank hätte ich damals einige Strecken mit der alten GS nicht geschafft.
Wenn ihr weiter so flott unterwegs seid, klappt es mit einem Treffen down under wohl doch nicht. Komme erst am 12.2. in Adelaide an.
Wünsche euch eine gute Fahrt durch die Ebene ohne Bäume ;-) und haltet ruhig an JEDEM roadhouse. Es sind oft sehr skurile Orte.
Grüße von Cora
feshfesh (Donnerstag, 20 Januar 2011 18:36)
Hallo Ihr beiden,(und hi Cora!)
Verschlinge hier gierig jeden einzelnen Eurer Berichte! Habe Euch mal direkt als Startseite im Browser eingerichtet.
Ich hoffe auf noch viele, viele weitere Berichte, vor allem aus Afrika! Ob Ihr diese Schlagzahl wohl halten könnt? ;-)
Alles Gute wünscht Euch Sebastian (dessen Kollege morgen nach Down-Under fliegt. NEID!!)
duesberg (Donnerstag, 20 Januar 2011 18:43)
Hi Ihr beiden....
man, man, man, Megatanks und keine Suppe drin ;-)
...und den Ablauf: bestellen, bezahlen, Pager nehmen und warten bis alles fertig ist!
Das gibts doch aufm "Rauschbart" in Horb auch:-)
Bei uns lässt sich grad die "Weiße Pest" wieder nieder - falls es Euch interessiert.....
Im WOM war ebenfalls der Bericht ausm Schwabo.
Ich scan alles ein und sende es Euch.
LG aus FDS
Anni & Andreas
Pouakai (Donnerstag, 20 Januar 2011 19:31)
Lasst Euch Zeit, hab von Marc aus Brisbane erfahren, dass sich das schlechte Wetter gerade nach Süden (Südosten) verlagert. Lasst es erstmal abregnen ;-)
Holger (Freitag, 21 Januar 2011 15:12)
Klappt ja alles ganz gut, nur mit der Fauna seid ihr anscheinend noch nicht so vertraut. Das waeren die ersten Keas in Australien...=). Es sind Australian Ringneck Parrots. Leider verpasst ihr die Walsaison am Head of Bight.
Viel Spass in Ceduna.
Gruss aus Alice Springs
Holger
Alex + Gabi Mayer (Freitag, 21 Januar 2011 17:40)
Wenn es dort auch noch Kurven gäbe...
ansonsten sieht das Ganze einfach herrlich aus!
Grüßle, Alex & Gabi
Kristine (Samstag, 22 Januar 2011 16:37)
Hi Ihr Beide!
Ich bin platt, sooo schöne Bilder und wie immer super "Live"-Berichte!
Ich wünsche Euch weiterhin eine tolle Reise und habe mal ein Lesezeichen auf Eure Seite gesetzt!
Liebe Grüße aus Wiesbaden
Kristine und die olle Sunny
Bernd (Samstag, 22 Januar 2011 21:08)
Unbekannterweise wünsche ich euch Glück und Gesundheit auf eurer Reise. Wunderschöne Bilder und kurzweilige Berichterstattung lassen mich immer wieder gern hier reinschaun und ich lese was ich als Vater/Mann/Hausbesitzer/Angestellter wohl nie mehr erleben werde. Auch wenn mir das Herz schwer wird beim lesen,ich sitze immer mit auf dem Gepäckträger :-)
Danke für den blog und kommt gesund wieder !
Gruß, Bernd
zwerg (Sonntag, 23 Januar 2011 09:17)
mir geht´s ganz genauso...gut dass sie zwei Gepäckträger haben ;-)
Alex + Gabi Mayer (Sonntag, 23 Januar 2011 10:24)
... und nehmt Euch vor den Ochsenfröschen in Acht, die können bis zu 3m weit springen und beißen!
Grüßle, Alex & Gabi
Gerald Kieninger (Sonntag, 23 Januar 2011 12:49)
um bei Thilo anzuknüpfen (#1): Nicht nur eine Region Mitte verfolgt gespannt den Blog. Toll geschrieben, spannend und kurzweilig - Gratulation! Außerdem hilft es unsere tw. trüben deutschen Wintertage zu durchstehen.
Viele Grüße aus der Region RW und OA nach Australien und immer einen vollen Tank.
Gerald Kieninger
Holger (Montag, 24 Januar 2011 04:35)
Wie geht's denn ueberhaupt weiter nach dem Nullarbor Plain? Wir empfehlen ab Wirulla durch die Gawler Ranges Richtung Kingoonya zu fahren um dann bei uns in Alice vorbei zu schauen. Das ist eine tolle Piste wo ihr die Einsamkeit des Outbacks gut erleben koennt. Bei uns sind's grad erfrischende 42 Grad...=)
boomer.de bike-travel (Katja und Jens Witte) (Dienstag, 25 Januar 2011 09:35)
@ Holger:
Vielen Dank für die Korrektur - haben wir schon eingearbeitet ;) Alice Springs steht bei uns erst später an, wir werden bei der Hitze doch nicht da rauf fahren... :) jetzt geht es langsam und gemütlich nach Tasmanien!
@all:
Wir wussten gar nicht wen wir hier alles als blinde Passagiere auf unseren Gepäckträgern dabei haben, aber wer sich leicht macht, darf gerne mit fahren.
Und wer hier alles mit liest... Donnerwetter! ;)
Allen anderen vielen Dank für die tollen Feedbacks und guten Wünsche - macht weiter so... :)